Ein neuer Tag mit Simone Panteleit & Mark Schubert

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Islamistische Radikalisierung von Jugendlichen: "Es wird knallen in Deutschland"

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Ein Weckruf von Arche-Sprecher Wolfgang Büscher

Hier der Wortlaut des Interviews. Es handelt sich um ein automatisch erstelltes Transkript. Es gilt das gesprochene Wort.

Simone Panteleit

Herr Büscher, Sie haben einen Hilferuf abgesetzt, dass wir vor einer Katastrophe stehen. Beschreiben Sie doch bitte mal, was Sie und Ihre Kollegen in Ihrer täglichen Arbeit bei der Arche erleben.

Wolfgang Büscher

Ja, wir haben 33 Einrichtungen in Deutschland, rund 7.000 Kinder und Jugendliche, die zu uns in unsere Häuser kommen. Seit einigen Jahren sind es natürlich auch sehr viele arabische Jugendliche, Kinder und Jugendliche aus Syrien, aus Afghanistan, aus dem Irak. Und dann haben wir natürlich mit vielen Problemen zu kämpfen. Die Jugendlichen bringen ihre Kultur mit. Sie werden zu Hause oft radikalisiert, sie werden in den Moscheen radikalisiert. Die arabischen Jugendlichen sind alle religiös, sind an religiösen Fragen interessiert und sind natürlich oft insofern betroffen, auch dass sie unsere Kultur nicht annehmen, dass sie keinen Job haben, dass sie in Schulen gehen, in Klassen gehen, die zu 90 bis 95 % ebenfalls mit arabischen Jugendlichen besetzt sind. Und so findet eine Radikalisierung in Deutschland statt, wie wir uns im Moment noch gar nicht vorstellen können. Wir müssen etwas tun. Wir müssen diese Kinder besser betreuen, wir müssen sie in Lohn und Brot bringen, wir müssen sie besser ausbilden, und zwar nicht an den Brennpunktschulen. Wir müssen ihnen Berufsmöglichkeiten geben, sie müssen letztendlich am Erfolg beteiligt werden. Wenn wir das nicht tun, sind diese Kinder irgendwann alle für immer weg.

Simone Panteleit

Wie wir dahin kommen, wie wir das schaffen, darüber reden wir gleich. Ganz kurz: Wie äußert sich denn diese Radikalisierung konkret?

Wolfgang Büscher

Ich habe das gestern oder vorgestern, als ich im Jugendbereich einer Arche in Berlin Hellersdorfer war, zeigten die Jugendlichen mir sofort den Zeigefinger. Das heißt ja, es gibt nur einen Gott und das ist Allah. Und er wird in der Regel aber von Islamisten benutzt. Ich selber habe durch Zufall vergessen, einen Sticker mit der israelischen Fahne vor einiger Zeit abzunehmen. Und dann sprach mich ein kleiner, zehn-/elf-jähriger Junge an und sagte "Ich hasse dich, ich hasse Israel, Mein Opa kommt aus Palästina und ihr habt uns unser Land weggenommen". Das heißt, es sind platte Vorurteile. Die Kinder sind häufig nicht geschult worden, vernünftig, sind radikalisiert worden, durch ihre Familie eben. Und da müssen wir heute ansetzen. Eines der größten Probleme sind in der Tat, wenn die Kinder hierhin kommen, die sogenannten Brennpunktschulen. Da ist man unter sich. Am besten wäre es hier, wenn Kinder so verteilt werden, dass an allen Schulen ein gleich schwieriger Anteil an Kindern ist, noch nicht in einigen wenigen Schulen das Ganze komprimiert wird. Das heißt, wir müssen das Lenkrad umreißen. Wenn eine Außenministerin Frau Baerbock sagt, Ihr dürft alle kommen, ihr seid in Deutschland herzlich willkommen, dann ist das sicher ein guter Charakterzug. Aber dann muss sich der Staat auch kümmern und der Staat kümmert sich nicht. Wir als Arche werden wie andere NGOs auch, mit diesen Kindern alleine gelassen. Wir müssen das Ganze finanzieren. Das ist sehr personalintensiv. Wir brauchen Menschen, die sich um diese Kinder kümmern. Das kostet Geld und der Staat ist anscheinend nicht bereit, dafür Geld auszugeben.

Simone Panteleit

Inwieweit macht Ihnen das Angst, was Sie da jeden Tag erleben?

Wolfgang Büscher

Ja, ich habe natürlich schon Angst. Das Ganze spiegelt sich ja auch auf den Straßen wider. Man sieht die Demonstrationen, man sieht den unvorstellbaren Hass. Wenn Sie mit Israelis sprechen, ist da kein kein Hass. Also die arabischen Jugendlichen sind anders. Wir müssen strenger die Moscheen kontrollieren. Die Eltern, sage ich immer, sind eine verlorene Generation. Aber was wir machen müssen wir dürfen die Kinder nicht alleine abhängen lassen. Ich sehe das immer wieder. Die Jugendlichen haben keinen einzigen Cent auf der Tasche. Sie können nichts machen, sie können sich nichts kaufen. Sie gehen auf keine vernünftige Schule. Die älteren Jugendlichen haben keinen vernünftigen Beruf. Sie werden nicht am Erfolg der Gesellschaft partizipiert. Sie stoßen auf Ablehnung. Wenn wir diese Kinder hier haben und die sind nun einmal hier, dann müssen wir sie in unser System integrieren. Sie müssen dazugehören. Wenn wir von Deutschlands Kinder sprechen, sind das die Kinder, die in Deutschland leben. Das sind Kinder, die schon immer hier waren. Das sind aber Kinder, die eben auch gekommen sind. Und wenn wir uns nicht heute und jetzt um diese Kinder kümmern, sind sie für immer verloren. Sie wenden sich gegen unser System und irgendwann wird es so feste knallen, wie wir uns das heute eigentlich noch gar nicht vorstellen können.

Simone Panteleit

Inwieweit versuchen Sie mit diesen Kindern und Jugendlichen ins Gespräch zu kommen in der Arche? Oder ist es in Ihren Augen eh vergebene Liebesmüh?

Wolfgang Büscher

Nein, nein, also ich sehe das immer wieder in den unterschiedlichen Häusern. Wir gehen auf die Kinder und Jugendlichen ein, wir reden mit ihnen, wir vermitteln ihnen unsere Werte, vorstellen unsere Kultur. Wir reden auch über den christlichen Glauben. Die jungen arabischen Jugendlichen sind wirklich alle religiös und wir wollen ihnen aufzeigen, dass Religion, dass Gott auch etwas mit Liebe zu tun hat und nicht mit Hass und Brutalität. Wenn man sich vorstellt, dass bei einem Attentatsversuch kleine Kinder getötet werden in Israel, wie es in Israel war, und dann schreit jemand Allahu Akbar. Wenn das Jugendliche hören, dann ist das natürlich ein Desaster. Diese Jugendlichen werden radikalisiert und wir müssen mit viel Feingefühl, mit Fingerspitzengefühl auf die Kinder eingehen. Das machen wir in der Arche. Wir haben tolle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber wir brauchen finanzielle Hilfe. Wir schaffen das nicht alleine, wie Frau Merkel gesagt hat. Wir brauchen dafür Menschen. Wir brauchen keine schönen Häuser mit bunten Tapeten. Wir brauchen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir brauchen auch Ehrenamtliche natürlich, die Zeit haben, sich um diese Kinder zu kümmern. Wenn wir das jetzt nicht machen und diese Kinder und Jugendlichen ablehnen, werden sie sich später mit Sicherheit mit Gewalt gegen uns wenden.

Simone Panteleit

Seit wann beobachten Sie diese Entwicklung?

Wolfgang Büscher

Ja, seit der ersten Flüchtlingskrise. Seit 2015 sind natürlich mehr arabische Kinder und Jugendliche zu uns gekommen. Dann ist die Arbeit für uns noch einmal bedeutend schwerer. Sie müssen sich einmal vorstellen Wir haben viele junge Mädchen in unseren Einrichtungen, die auch schon verschleiert sind, wenn sie im Endeffekt noch Kinder sind mit zehn, elf Jahren. Und dann fällt mir immer auf welche Weise bin. Warum sehe ich diese Kinder, diese Jugendlichen nicht mehr im Jugendbereich? Und da sagt man mir, weil die Mädchen dann schon gar nicht mehr kommen dürfen. Wenn ich in so einem typischen Jugendbereich bin, sehe ich 60, 70 Jugendliche sind ein paar deutsche Mädchen, ein paar deutsche Jugendliche. Aber die arabischen Mädchen sind bereits nicht mehr da. Und mir haben Sozialarbeiterinnen gesagt ja, wir müssen uns auch um einige Mädchen kümmern. Zwangsheiraten sind in Deutschland durchaus häufiger. Es sind keine Einzelfälle. Also das heißt, die Pädagoginnen und Pädagogen haben mit so vielen Problemen zu kämpfen, mit so unterschiedlichen Kindern. Wenn jetzt 70 Jugendliche in einer an einem Freitagnachmittag zu uns kommen, dann brauchen wir natürlich auch mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Nicht, wenn drei Personen irgendwo stehen, sondern das Wichtigste in unserer Arbeit sind Gespräche. Nicht das Essen, nicht der Sport, nicht der Fußball, nicht der Tanz. Wichtig sind die Gespräche mit den Kindern. Wir müssen auf sie einwirken. Manchmal gibt es stundenlange Gespräche mit Jugendlichen, und die Kolleginnen und Kollegen sagen ja, wir haben auch schon Erfolge gehabt bei dem ein oder anderen Jugendlichen. Der denkt ein wenig um. Also ganz wichtig wir brauchen Kraft, wir brauchen Power, wir brauchen Menschen, die sich um diese Kinder kümmern. Und das ist leider ohne Geld nicht zu schaffen.

Simone Panteleit

Warum jetzt dieser Hilferuf? Warum nicht schon eher?

Wolfgang Büscher

Das ist eine sehr gute Frage. Mir sagte die Einrichtungsleiterin im Jugendbereich der Berlin Hellersdorfer Arche kürzlich Du, Wolfgang, ich weiß gar nicht, warum wir erst in diesen Tagen über dieses Problem diskutieren. Wir haben das schon seit vielen Jahren. Die Probleme, auch Zwangsheirat, die Probleme, Radikalisierung in den Familien, Radikalisierung in den Moscheen, im Umfeld, im privaten Umfeld gibt es schon viele, viele Jahre. Aber wahrscheinlich braucht es einen Anstoß. Um dieses schlimme Massaker. In Israel hat zumindest eine Diskussion angestoßen, dass es nicht sein kann. Und da lag Frau Merkel als Bundeskanzlerin falsch. Man kann nicht sagen: Wir schaffen das. Man kann nicht sagen, sie sind alle willkommen. Natürlich müssen wir Kriegsflüchtlinge aufnehmen. Aber das Wichtigste ist, dass wir uns dann um diese Flüchtlinge kümmern. Wir können sie nicht abschieben in Turnhallen, in Baracken, in irgendwelchen Blechdosen. Dann schicken wir sie auf Brennpunktschulen, wo 90 % muslimische Kinder zusammen sind, wo auch eine Radikalisierung wieder stattfindet, wo Lehrerinnen und Lehrer einen unheimlich schweren und faulen Job machen müssen. Sondern wir müssen uns mit aller Kraft, mit allen Menschen, mit allen Leuten, die Zeit und Kraft haben, um diese Kinder kümmern, um jeden einzelnen Jugendlichen kümmern. Wir werden sie sonst alle verlieren, sie werden radikalisiert und viele der Kinder und Jugendlichen. Gerade habe ich noch eine Info von dem Hamburger Arche Leiter gehört. Er sagt: Wir werden Israel, haben Jugendliche gesagt, auslöschen, wir werden sie alle vernichten. Und wenn man diese Sätze mitten in einem zivilisierten Land wie Deutschland hört, macht einem das schon Angst.

Simone Panteleit

Jetzt gibt es ja Integrationsarbeit in Deutschland. Mal ganz ketzerisch gefragt: Hat die gar nichts gebracht?

Wolfgang Büscher

Natürlich bringt die Arbeit eine ganze Menge. Aber ich habe kürzlich gelesen, dass ein Politiker gesagt hat, wir wollen jetzt zwei bis drei Schulstunden im Jahr über Antisemitismus diskutieren, über Gewaltfreiheit diskutieren. Da muss ich sagen, mit meinen vielen Jahren, die ich schon für die Arche arbeite, das ist lächerlich, das ist lachhaft, Das werden wir nicht schaffen. Wir müssen, so wie wir das in den Archne machen, letztendlich täglich mit diesen Kindern und Jugendlichen arbeiten. Wir müssen ihnen Liebe vermitteln. Wir müssen aufzeigen, dass unsere Kultur, auch der christliche Glaube, auf Liebe basiert und nicht auf Hass. Das ist ganz wichtig. Was mir aufgefallen ist: Wenn ich mich mit Jugendlichen unterhalte und mal frage, "hattest du eigentlich auch Angst, als du nach Deutschland gekommen bist?" Da hat er gesagt: "Ich habe nur Angst vor Allah". Aber man braucht ja keine Angst vor seinem Gott zu haben, sondern man muss ja, wenn man schon glaubt, an Liebe glauben. Und wenn kleine Kinder in ihren Familien schon mitbekommen, dass wie in Israel kleine Kinder getötet werden und gleichzeitig schreit ein solcher Terrorist und Verbrecher "Allahu akbar", dann kommt doch irgendetwas nicht stimmen. Und hier brauchen wir Kraft und Power. Jeden Tag wieder aufs Neue. Und ich kann das nur immer wieder betonen: Dafür muss die Bundesregierung Geld in die Hand nehmen, sonst ist dieses Problem definitiv nicht zu lösen.


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Ein neuer Tag ist eine Produktion des Berliner Rundfunk 91.4.

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